Poslednji kanček fikcije
Darsteller: Primož Beziak
Chor: Akademski pevski zbor Tone Tomšič Univerze v Ljubljani
Musikalische Leitung: Rahela Durič Barić
Piano: Polona Janežič
Übersetzung des Textes: Jan Krmelj
Dramaturgie, Kostüme: Goran Injac
Licht Design: Kristina Kokalj, Boris Nikitin
Sound Design:Marijan Sajovic, Silvo Zupančič
Stage Manager: Urša Červ, Gašper Tesner
performans.si: Wer hat bei diesem Stück eigentlich Regie geführt?
Veza.sigledal.org: Die Performance bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen der Möglichkeit des Zweifels am Theater und dem Glauben an unsere Welt und der Gewissheit des Glaubens an den Sinn, aufgrund dessen wir weiterhin produzieren, leisten und handeln und damit die Dinge so lassen, wie sie sind.
Delo: Eine raffinierte Inszenierung von Boris Nikitin versucht, den Grad und die Grundlagen des Glaubens - was auch immer das sein mag - zu hinterfragen, indem sie die Geschichte des ungläubigen Thomas verwendet und die Tatsache, dass der Moment, in dem Thomas den Finger in die Wunde Jesu gesteckt haben soll, in der Bibel gar nicht vorkommt.
Es ist eine berühmte Szene aus dem Neuen Testament: Nach seiner Hinrichtung erscheint Jesus seinen Jüngern und lässt sich von dem zweifelnden Thomas mit dem Finger in die Fleischwunde bohren. Ein Moment, der die Geschichte wie ein Axthieb in zwei Hälften teilt: Dies ist der endgültige Beweis für die leibliche Auferstehung und damit ein Beweis dafür, dass Jesus tatsächlich der Christus, der Messias, der Sohn Gottes ist. Es gibt eine Welt davor und eine Welt danach.
Aber die Szene hat einen Haken: Sie existiert nicht. Johannes, der als einziger der vier Evangelisten von Thomas dem Zweifler erzählt, berichtet zwar von einer Begegnung, aber eine Berührung findet nicht statt. Selbst bei Johannes bleibt ein Rest übrig: die Möglichkeit, dass die Erscheinung Jesu nur eine kollektive Täuschung war. Der gesamte christliche Glaube beruht also auf einer Leerstelle.
Was ist Glaube, was ist Überzeugung, was ist wirklich? Der Regisseur und Drehbuchautor Boris Nikitin ist bekannt für seine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit Konstruktionen von Realität und Identität. Viele seiner Arbeiten bewegen sich auf der vieldeutigen Grenze zwischen Dokument und Fälschung, zwischen physischer Erfahrung und bloßer traumhafter Vorstellung. Mit The Last Fiction setzt er nun eine Reihe von Arbeiten fort, in denen er sich das Format der Predigt aneignet. Halb inszeniertes Readymade, halb Illusionstheater, betritt er mit dem Schauspieler Primož Bezjak und einem Chor die Zone der Revolte, in der Gewissheit produziert und die Welt erfunden wird.