About

Boris Nikitin, in Basel geboren und Sohn ukrainisch-slowakisch-französisch-jüdischer Einwanderer, inszeniert in der internationalen freien Szene und an deutschsprachigen Stadttheatern. Er ist künstlerischer Leiter des biennalen Festivals für dokumentarische und propagandistische Künste «It’s The Real Thing».

Als Regisseur und Autor setzt sich Nikitin seit 2007 mit der Darstellung und Herstellung von Identität und Realität auseinander. Die Stücke suchen den Grenzgang zwischen Illusionstheater und Performance, zwischen Dokumentarischem, Propaganda und Fake, z. B. «F wie Fälschung, nach Orson Welles» (2008), «Imitation of Life» (2009), «How to win friends & influence people» (2013). Dabei lösen sie den Widerspruch zwischen offensiven Dilettantismus und künstlerischer Virtuosität, zwischen Konzept und grosser theatraler Geste mitunter komplett auf. Immer wieder handelt es sich bei den Stücken um Überschreibungen klassischer Stoffe, wie bei «Woyzeck» (2007), «Der zerbrochne Krug» (2010) oder «Hamlet» (2016). «Wie wenig andere führt Boris Nikitin das Theater derzeit an einen kritischen Punkt», schreibt die deutsche Fachzeitschrift «Theater heute». Und der Zürcher «Tagesanzeiger»: «Der Basler Regisseur treibt das Genre des Dokumentartheaters an seine Grenzen.»

Für sein Gesamtwerk wurde Nikitin 2017 mit dem J.M.R. Lenz – Dramatikerpreis der Stadt Jena ausgezeichnet. 2020 erhielt er den Schweizer Theaterpreis. Die Arbeit «Erste Staffel. 20 Jahre Grosser Bruder», eine Hommage an die Reality-Show «Big Brother» am Staattheater Nürnberg, wurde 2021 für den Mülheimer «Stücke»-Preis nominiert. Den «Container» der Inszenierung stellte er 2023 im Museum Tinguely in Basel aus.
Nikitins Arbeiten wurden fünfmal zum Festival «Impulse» eingeladen, zuletzt «Magda Toffler» in 2022.

Boris Nikitin war Inhaber der Christoph-Schlingensief-Gastprofessur an der Universität Bochum und lehrte an der Universität Frankfurt und der Hochschule der Künste/Zürich. Im Frühjahr/Sommer2025 ist er Gastdozent an der Universität Erlangen.

«Es sind die verborgenen Möglichkeiten, eine Potentialität, die im Raum des Möglichen verbleibt, um derentwillen Nikitin seine Versuchsanordnungen aufbaut. Sein Theater lädt uns ein, im Bestehenden über das Bestehende wie seine Negation hinaus über das nachzudenken, was kommen mag: Anders als wir es erwarten, kritisch in jedem Sinne, ohne Grund, mag sein linkisch, in jedem Fall jenseits des Bekannten.» (Laudatio Lenz-Preis, von Nikolaus Müller-Schöll, Professor für Theaterwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt).

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